Biggi Berchtold
Liebesromane mit Herz

Leseprobe
"Miracle - Sternenhimmel über uns" 

Kapitel 5

 Mein Autor steht grinsend vor mir, was mein Herz plötzlich höherschlagen lässt.

Unvermittelt werde ich von hinten heftig in die Rippen gestoßen.

»Au!«

Der Stoß lässt mich direkt in seine Arme fallen. Sofort hält er mich fest.

»Alles okay?«, fragt er und lächelt.

»Tut mir leid. Das war keine Absicht, ich …«

»Ich weiß. Das war dieser Rüpel.« Mit dem Kopf zeigt er in die Richtung, in die der Typ weitergelaufen ist.

Obwohl es die Situation längst hergeben würde, hält er mich noch immer fest. Und ich muss gestehen, dass es mir nicht unangenehm ist. Dennoch löse ich mich langsam aus seiner Umarmung.

»Sind Sie öfter hier?«, frage ich aus heiterem Himmel.

»Wenn ich hier in der Stadt bin, ja. Fast jeden Abend.«

»Stimmt. Sie wohnen ja im Kaiserhof.«

»Genau. Und Sie?«

»Außerhalb.«

»Vom Ort Außerhalb hab ich noch nie gehört. Ist es schön dort?«, erkundigt er sich und grinst spitzbübisch.

»Entschuldigen Sie, ich …« Mit einer Hand fahre ich über meine Stirn, ehe ich weiterspreche. »Ich wohne in Falkdorf.«

»Muss man das kennen?«, fragt er belustigt.

Lächelnd schüttle ich den Kopf. »Nein, ich glaube, dass selbst die umliegenden Dörfer nichts von seiner Existenz wissen.«

Er schmunzelt. »Ich heiße Falk. Wenn das mal kein Zufall ist.«

»Sie verarschen mich.«

Beschwichtigend hebt er beide Hände hoch. »Nein. Das würde ich niemals wagen.«

»Ach, kommen Sie … Ich bin der Typ Mensch, der alles glaubt.«

»Sie dürfen mir glauben.«

Stirnrunzelnd betrachte ich ihn, um ihn einzuschätzen. Aus seiner Mimik werde ich einfach nicht schlau.

»Schauen Sie nicht so ernst. Das gibt nur Falten in ihrem hübschen Gesicht.«

Hübsch … Er findet mich also hübsch … Ich grinse in mich hinein.

»Okay, dann nenne ich Sie beim Namen … Falk.«

»Du!«

»Ich?«

»Wir können uns gern duzen.«

»Öhm … okay, du … Falk.« Innerlich vollführe ich einen Freudentanz, dem Autor ein Stückchen näher gekommen zu sein.

Falk grinst. »Und du?«

»Klar können wir uns duzen.«

Er lacht. »Okay, anders … Wie soll ich dich nennen?«

»Heut bin ich etwas langsam. Liegt wohl am Bier. Sabine.«

»Schön, Sabine.«

Sein Lächeln verunsichert mich. Ob er mich nicht doch verarscht? Aber als Autor macht man das doch sicher nicht, oder? Sein Ruf würde auf dem Spiel stehen.

Er scheint mein Unbehagen zu bemerken. »Sollen wir zurück zu den anderen? Die vermissen uns sicher schon.«

»Unbedingt. Ich bin mit meinen Arbeitskollegen hier.«

»Was arbeitest du eigentlich?«

Gerade, als ich ihm antworten will, steht Verena plötzlich neben mir.

»Mensch, ich dachte schon, dir wäre etwas zugestoßen.«

»Entschuldigung. Ich hab sie aufgehalten«, wirft Falk dazwischen.

Erst jetzt bemerkt Verena, dass er neben mir steht und sieht ihn mit großen Augen an. »Oh … Das ist doch kein Problem. Wenn ich gewusst hätte …« Sie lässt den Satz unausgesprochen.

»Ich werde dann auch mal nach meinem Freund schauen.« Grinsend begibt er sich wieder in den hinteren Teil des Pubs.

»O mein Gott! Über was habt ihr euch denn unterhalten?«, will sie wissen und schaut mich dabei mit weit aufgerissenen Augen an.

Ich erzähle ihr vom kurzen Gespräch.

»Und was hast du gesagt, als er dich nach deinem Job gefragt hat?«

»Nichts. Du bist dazwischengekommen.«

»Verflixt!« Sie kichert.

Plötzlich sehe ich Maik durch die Tür kommen. »O nein! Was macht der denn hier?«, frage ich verächtlich.

»Hab ich dir gar nicht erzählt, dass er auch noch kommen wollte?«

Ich schnaube.

»Mach dir keinen Kopf. Ich kümmere mich schon um ihn.« Grinsend wendet sie sich von mir ab.

»Wie …? Hab ich irgendetwas verpasst?«, rufe ich ihr hinterher.

Doch Verena bleibt mir eine Antwort schuldig. Sie stürmt buchstäblich auf ihn zu und begrüßt ihn überschwänglich. Und ich verstehe die Welt nicht mehr.

Als ich wieder an der Bar bin, sehe ich Antje mit Pierre rumknutschen. Na prima! Anscheinend bekomme ich gar nichts mehr mit und sehe alles nur durch ein Ofenrohr!

»Hey, wieder da?«, höre ich jemanden hinter mir sagen.

Als ich mich umdrehe, ist es der attraktive Freund des Autors. Wo auch immer der nun hin ist …

»Ähm … ja, ich war vorhin nur mal für kleine Mädchen.«

»Ich dachte schon, Sie wären gegangen. Fände ich sehr schade.«

Hat er das tatsächlich gesagt? Was ist plötzlich mit der Männerwelt los? Seit Monaten schert sich kein Mann um mich und heute gleich zwei?

»Ja?«, frage ich langgezogen.

»Ja, wirklich. Darf ich Ihnen noch ein Bier ausgeben oder etwas anderes?«

»Ja«, antworte ich erneut langgezogen.

»Welches?«

»Pale Ale?«, sage ich verdattert.

Der Typ winkt dem Barkeeper zu, der im nächsten Moment auch gleich die Bestellung aufnimmt.

Als ich mich umsehe, entdecke ich den Autor nirgendwo. Eben war er doch noch da?

»Hier, bitte.«

»Danke.«

»Sind Sie öfter hier?«, fragt er und sieht mich dabei mit seinen schönen Augen an, die von langen, dichten Wimpern umrahmt sind.

»Hin und wieder gehe ich mit meinen Kollegen hierher.«

»Die scheinen alle sehr beschäftigt zu sein.«

Ich sehe an ihm vorbei, und was soll ich sagen? Er hat recht. Maik und Verena unterhalten sich angeregt, während sich Pierre und Antje etwas abseits gestellt und nur Augen für sich haben.

»Heute schon«, stelle ich nickend fest. »Und wo ist Ihr Freund hin?«

»Er ist zum Telefonieren nach draußen gegangen.«

»Ist wohl ein vielbeschäftigter Mann.«

»Kann man wohl sagen«, antwortet er lächelnd. »Darf ich fragen wie Sie heißen?« Dabei mustert er mich, was mich etwas verunsichert.

»Sabine und Sie?«

Er überlegt kurz, ehe er antwortet. »Nennen Sie mich …«

»Luke, ich muss weg. Bis morgen«, ruft Falk und zeigt auf den Hörer. Wie es aussieht, ist es etwas Dringendes.

»Okay, bis morgen«, ruft Luke zurück.

Gerade weiß ich nicht, ob es mir gefällt oder nicht, dass der Autor gegangen ist, aber dieser Luke ist auch nicht zu verachten und obendrein noch nett. Ausgesprochen nett sogar.

»Sie heißen also Luke.«

»Ich weiß«, sagt er und lacht spitzbübisch, was mich ansteckt.

»Und ein Komiker sind Sie auch.«

»Wenn Sie denken …« Sein Blick bohrt sich in meinen, verschafft sich Zugang in mein Innerstes, was mich völlig irritiert.

Auf einmal drängt sich ein Pärchen an uns vorbei und drückt ihn ein Stück näher an mich heran, sodass ich plötzlich die Wand im Rücken habe.

Sein unglaublich leckerer herber Duft umnebelt mich, versetzt mich in eine Art Rauschzustand. Okay, vielleicht ist es auch das Bier.

Zwischen uns passiert jedoch etwas, das mit Worten nicht zu erklären ist und ich es deshalb nicht dem Alkohol zuschreibe. Wir verschlingen einander regelrecht mit Blicken. Meine Atemzüge beschleunigen sich zunehmend. Wie selbstverständlich recke ich ihm plötzlich meinen Mund entgegen.

Dieser Aufforderung kommt er nur zu gerne nach, denn schon legen sich seine Lippen sanft auf meine. Dabei stützt er die Unterarme links und rechts neben meinem Kopf an der Wand ab. Behutsam verschafft sich seine Zunge Einlass und erforscht neckend meinen Mund. Himmel, wie lange ist es her, dass ich so geküsst wurde?

Gänsehaut überzieht meinen Körper, und ein süßes Kribbeln macht sich im Bauch bemerkbar. Niemals zuvor habe ich die Initiative ergriffen. Dafür bin ich normalerweise viel zu schüchtern. Zumindest dachte ich das bis jetzt. Aber wahrscheinlich ist es dem Bier zuzuschreiben, dass ich so mutig bin und mich ihm fast aufdränge.

Augenblicklich lege ich meine Arme um seinen Nacken und ziehe ihn noch näher an mich heran. Wir intensivieren den Kuss, der leidenschaftlich, wild und zugleich zärtlich ist.

Als wir uns langsam voneinander lösen, starre ich ihn mit großen Augen an. Keine Ahnung, was ich jetzt sagen soll. Sorry, ich hatte soeben das Bedürfnis geküsst zu werden?